Leipziger Volkszeitung vom 23. Mai 2006

Mehr Fragen als Antworten

Im Jahr 2002 untersucht ein zeitweiliger beratender Ausschuss die „Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage“ des bfb und legt im Frühjahr 2003 seinen Bericht vor. In diesem Papier werden eigenartigerweise nur die Jahre 1991 bis 2000 beleuchtet, also bis zur Amtsübernahme durch die Nachfolger des beurlaubten Betriebsleiters Matthias von Hermanni.
Sie wurden auch schriftlich und mündlich angehört – im Gegensatz zu von Hermanni. Der wird mündlich nicht angehört und seine schriftliche Stellungnahme verschwindet im Panzerschrank des damaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee (SPD). Die Stadträte erhalten ihn nicht.
Nachdem der Lebenszeitbeamte von Hermanni seine Strafprozesse gewonnen hat und wieder im Dienst der Stadt eingesetzt wird, untersagt ihm Tiefensee, sich zum bfb und der städtischen Beschäftigungsförderung öffentlich zu äußern.
Die ehemaligen Leitungsmitarbeiter des bfb, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, schreiben in den Jahren 2002 und 2003 den Oberbürgermeister und die Mitglieder des Aktenuntersuchungsausschusses an. Offensichtlich werden diese Schreiben jedoch von der Verwaltung abgefangen und den Stadträten nicht zur Kenntnis gegeben. Ein Großteil der Schreiben liegt der LVZ vor.
Jürgen Weiss, bis zum Jahr 2000 Leiter der Fortbildung des bfb: „Der Bericht ist nicht das Papier wert, auf dem er steht. Die wahren seit Som- mer 2000 aufgetretenen Missstände und Ursachen für das wirtschaftliche Debakel wurden nicht untersucht, man hat nicht einmal Akten dazu angeschaut.“