Bild - Leipzig vom 5. August 2005

Wer stellt seine Ehre wieder her?

Leipzig - Kehrt der König der kleinen Leute je wieder auf seinen Thron zurück? Sechs Jahre machte die Staatsanwaltschaft Matthias von Hermanni (51) den Prozeß. Bis am Mittwoch das Landgericht Chemnitz auch die letzten Vorwürfe gegen den ehemaligen Chef des Betriebs für Beschäftigungsförderung (bfb) ausräumte und das Verfahren entgültig einstellte. Vom angeblichen Schaden in Höhe von 1,9 Millionen Mark bleiben am Ende nur 120,06 Mark (Bild berichtet).

Das Urteil wurde gesprochen - aber wer kann Hermannis Ehre wieder herstellen? Für die 22 Tage in Untersuchungshaft stehen dem Beamten auf Lebenszeit 242 Euro zu - 11 Euro pro Tag! Auch das ausstehende Gehalt - Hermanni bekam während seiner Suspendierung nur 70 Prozent seiner Bezüge - wird Hermanni bekommen. Da ein Großteil der Anwaltskosten aber nun pauschal erstattet wird, bleibt der Ex-bfb-Chef auf rund 100000 Euro Miesen sitzen. Und einem lädierten Ruf!

Bevor Hermanni 1999 von der Staatsanwaltschaft ins Gefängnis gesteckt wurde, galt er als Erfinder eines Modells, das die Arbeitsmarktprobleme in ganz Deutschland lösen sollte. Sein Motto: Arbeit statt Sozialhilfe. In Leipzig arbeiteten damals 9000 Langzeitarbeitslose für Hermannis bfb. Und Kanzler Gerhard Schröder und Ministerpräsident Kurt Biedenkopf holten sich bei Hermanni Rat.

Kanzler und Ministerpräsident rufen bei Hermanni nicht mehr an. Dafür wird sich bald Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (50, SPD) melden. Der muß seinem ranghöchsten Beamten einen Job anbieten. Gut denkbar, daß Hermanni in Zukunft die ARGE leitet. Aus den beim bfb eingeführten 2-Mark-Arbeitsplätzen sind inzwischen 1-Euro-Jobs geworden.

Doch Arbeitslose gibt es noch immer genug. Und die suchen einen neuen König, der sich für sie einsetzt...