Leipziger Volkszeitung vom 04. Februar 2005

Drei Fragen an Matthias von Hermanni

Der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshof in Leipzig hat gestern das Urteil gegen Sie wegen Untreue aufgehoben und Sie von den meisten Vorwürfen freigesprochen. Hatten Sie damit gerechnet.

Ich hatte die Hoffnung, gerechnet habe ich damit nicht. Wie ich überhaupt das Vertrauen in die Justiz diese Landes fast verloren hatte. Im November 1999 bin ich verhaftet worden und kämpfe seither für meine Unschuld. Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Was die Staatsanwaltschaft gegen mich immer und immer wieder vorgetragen hat, war gelinde gesagt eine Zumutung. Aber es hat gereicht, um mich aus dem Gefecht zu ziehen. Ohne den Rückhalt in der Familie und bei Freunden hätte ich diese Zeit nicht durchgestanden. Die Leipziger Bundesrichter haben mich ein erhebliches Stück versöhnt mit unserem Rechtsstaat.

Aber ein Freispruch erster Klasse ist es nicht.


Weit entfernt davon fühle ich mich aber nicht. MeinZiel ist der komplette Freispruch. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die Richter am Landgericht Chemnitz, an die der Fall in den beiden verbliebenen Punkten zurückverwiesen wurde, mich nach genauer Prüfung freisprechen werden. Dass der Fall an Chemnitz und nicht an Leipzig zurückverwiesen wurde, ist im Übrigen eine weitere Ohrfeige an das hiesige Landgericht.

Sie hatten immer wieder betont, dass der Prozess politisch gesteuert sei. Was werden Sie jetzt tun?


Meine Verhaftung und die Zerschlagung des von mir geleiteten Betriebes für Beschäftigungsförderung hatten einen anderen Hintergrund als die absurden Vorwürfe, die die Anklage vorgebracht hat. Mein Ziel bleibt es, dies aufzuklären und in die Öffentlichkeit zu tragen. Aber Geduld, ich bin Lebenszeitbeamter und werde nichts tun ohne Abstimmung mit meinem Dienstherrn.

Interview: Andreas Dunte